Getreu dem Leitthema "Die Vielfalt der Phlebologie praxisnah erleben" fand am 23.03.2024 in inspirierender Atmosphäre das 3. Münsteraner Gefäß-Symposium „Xperience meets Enthusiasm – Begeisterung trifft Erfahrung“ statt. Die Phlebologie ist ein attraktives Fach im interdisziplinären Kontext. Durch die Fachverankerung in der Dermatologie, Angiologie und Gefäßchirurgie ist eine besondere Herausforderung, ihre vielfältigen Themen in kompakten Fortbildungsformaten unterzubringen. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. med. Tobias Görge, Münster, wurden viele Facetten dieser Fachbereiche diskutiert. Dazu konnten rund 130 Teilnehmende in den Tagungsräumen des ATLANTIC Hotels begrüßt werden. Die Veranstaltung überzeugte durch namhafte Referierende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.
Das Vortragsprogramm war in die vier Themenbereiche unterteilt:
I. Phlebologie trifft Lymphologie und Mikrobiologie
Mit seiner Zusammenfassung der genetischen und histologischen Grundlagen im Kontext der Lymphologie eröffnete Dr. rer. nat. Dr. med. René Hägerling, Berlin, das Vortragsprogramm. Ergänzend dazu stellte er zwei konkrete Fällen von Kindern aus der Sprechstunde vor. Dabei zeigte er, wie die Diagnostik mit modernen Mitteln wie 3-D-Rekonstrukton des dermalen Gefäßsystems erfolge.
Über die Möglichkeiten der Hybriden Lymphödem-Chirurgie berichtete Assoc.-Prof. PD Dr. med. Chieh-Han John Tzou, MBA, Wien, Österreich. Bei dieser Technik werden chirurgischen Verfahren wie Liposuktion beim Lymphödem oder Lymphovenöse Anastomosen (LVA) bei gleichzeitiger Kontrolle des Lymphabflusses über ICG-Bildgebung durchgeführt. Außerdem berichtete er über die Möglichkeiten der resektiven und rekonstruktiven Lymphödem-Chirurgie und zeigte beeindruckende Vorher-Nachher-Bilder.
„Antibiose des Ulcus cruris – Was, wann, für wen und warum?“ fragte Dr. med. Christian Lanckohr, Münster, und referierte über die Herausforderungen der Antibiotikatherapie. Dazu führte er durch die Vorgehensweise der Diagnostik und erläuterte den Einsatz von Antibiotika hinsichtlich diverser Erreger. Hervorzuheben sei der Stellenwert einer sorgfältigen klinischen Einschätzung sowie der mikrobiologischen Diagnostik, ohne die keine Behandlung mit Antibiotikum erfolgen solle.
Dr. med. Carmen Dietrich, Heidelberg, stellte die Ergebnisse einer Studie zur Kompressionstherapie nach endovenöser Laserablation (EVLA) vor. Kompression sorge für eine Reduktion der Symptome und so sei die Patienten-Compliance beachtlich. Dabei stelle sich eine Verbesserung der Lebensqualität in der Regel bereits nach zwei Wochen ein.
II. Phlebologie – Voneinander lernen
Den zweiten Teil des Symposiums läutete Dr. med. Jasmin Woitalla-Bruning, Hamburg, mit Fallbeispielen zu phlebologischen Komplikationen ein. Die Liste der Komplikationen sei lang und reiche von Wundinfektionen und Lungenembolie über die Bildung von Lymphfisteln und Lymphzysten bis hin zum Kompartmentsyndrom und Fadengranulom. Therapeutisch sei es wichtig der Patientin bzw. dem Patienten gegenüber offen und emphatisch zu sein und für alle Fälle immer einen Plan B zu haben.
Anschließend widmete sich Dr. med. Carolin Mitschang, Münster, um das Themenspektrum „Phlebologie vor, während und nach der Schwangerschaft“. Sowohl anatomische als auch hormonelle Veränderungen können pathologische Veränderungen auslösen. Die Kompressionstherapie in der Schwangerschaft sei eine gute Möglichkeit, Varikose vorzubeugen und Symptome wie Übelkeit zu verringern. Ihr Fazit: Die Ärzteschaft solle hinsichtlich der phlebologischen Komplikationen und Risiken in der Schwangerschaft informiert sein und auch die Therapieoptionen kennen.
Dr. med. Eva Gkogkolou, Düsseldorf, verglich die Laserbehandlung und Sklerotherapie zur Verödung hinsichtlich Vorgehensweise, Kontraindikationen und Nebenwirkungen. Detailliert zeigte sie die Vorzüge beider Methoden und untermauerte ihren Vortrag mit Fallbeispielen. So sei die Sklerotherapie schnell, preiswert, weniger schmerzhaft und eher für größere Gefäße geeignet. Die Laserbehandlung bewähre sich vor allem bei feinen Gefäßen, könne aber auch bei einer Spritzenphobie und während der Stillzeit angewandt werden.
III. Angiologie trifft Phlebologie
Mit ihrem Vortrag „Bewegungstherapie – Training für pAVK-Patienten“ eröffnete PD Dr. med. Anett Reißhauer, Berlin, den dritten Programmteil. Dabei zeigte die Leiterin des Arbeitsbereichs Physikalische Medizin der Charité Universitätsmedizin Berlin alle Aspekte auf, die interdisziplinär und interprofessionell zur Bewegungstherapie gehören. Es bräuchte noch mehr Bewegungsprogramme, denn Bewegung habe einen universellen und hohen Stellenwert.
Maria Friderichs-Nedohibchenko, Berlin, erläuterte ein „Gehtraining – Training für pAVK-Patienten zum Mitmachen“. Mit Hilfe eines Handouts mit Informationen, Anleitungen und einem Trainingstagebuch führen Patientinnen und Patienten unter Anleitung Bewegungsübungen für Füße, Beine und Arme sowie Atmungsübungen durch. Zur Veranschaulichung motivierte die Physiotherapeutin das Auditorium im Saal, einige dieser Übungen selbst durchzuführen.
Unter dem Titel „CVI und pAVK – Eine gefährliche Liaison: Eine interdisziplinäre Herausforderung“ zeigte PD Dr. med. Nasser Malyar, Münster, die Risikofaktoren für die fehlende Wundheilung auf. Er zeigte die Häufigkeit einer pAVK in Deutschland auf und wies auf den nennenswerten Einfluss der Altersstruktur und steigender Diabeteszahlen auf die arterielle Erkrankung hin. Anhand von Vorher-Nachher-Beispielen erläuterte der Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie die Durchführung und Prognose einer Revaskularisation.
Petra Scherübl, Münchberg, referierte über medizinische Kompressionsstrümpfe, deren Indikationen und Wirkung. Sie ergänzte ihren Vortrag mit praktischen Tipps zur richtigen Hautpflege und geeigneten Waschmitteln. Abschließend demonstrierte die Medizinprodukte-Beraterin das korrekte Anlegen von Kompressionsbekleidung und die Anwendung von An- und Ausziehhilfen.
IV. Moderne Phlebologie heute und morgen
PD Dr. med. Dr. med. univ. Dominic Mühlberger, Herne, leitete den letzten Themenblock ein und stellte operative und endoluminale Varizen-Behandlungen gegenüber. Eine individuelle Entscheidung für die Behandlung sei hier wichtig. Oft sei der Wunsch nach einer nachhaltigen Behandlung ohne Rezidive entscheidend. Zur Veranschaulichung gab der Gefäßchirurg einen Überblick über Möglichkeiten und Vorgehensweise der Behandlung mittels Fotos und OP-Videos.
Mit dem letzten Vortrag wagte Dr. med. Christian Drerup, Hamburg, einen Blick in die Zukunft und beantwortete die Frage: Künstliche Intelligenz – Was ändert sich für meine Praxis? Der Dermatologe zeigte eine Übersicht über die Grundfunktionen von Chat GPT, die KI-Bildgenerierung und KI-Tools für wissenschaftliche Möglichkeiten. Der Einsatz in der Dermatologie zur Melanom-Früherkennung mit entsprechenden KI-Medizinprodukten sei ein erfolgsversprechendes Beispiel. Für die komplexe phlebologische Diagnostik seien aktuell noch keine unterstützenden Produkte erhältlich. Auch künftig bleibe die KI nur so gut wie der zugrundeliegende Datensatz.
Bei seinen Schlussworten kündigte Prof. Dr. med. Tobias Görge bereits das 4. Münsteraner Gefäß-Symposium am 22.03.2025 an.
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